Schüleraustausch – mein Jahr in Irland – Wie alles begann

Ich bin vor einer Woche in Irland gelandet und berichte hier in loser Folge von meinen Erlebnissen beim Schüleraustausch in Irland. Wenn ihr selbst überlegt, einen Schüleraustausch zu machen oder wissen wollt, wie es mir so ergeht, dann folgt meinen Berichten über meine Zeit in Irland.

Die Idee mit dem Austauschjahr kam mir spontan im Herbst 2019. Auch einige meiner Klassenkameradinnen überlegten, ein Austauschjahr zu machen. So konnten wir kaum den Informationsanlass der Schule im Dezember abwarten.

Bei diesem Anlass stellen sich verschiedene Organisationen vor, mit denen man ein Austauschjahr planen kann. Zurückgekehrte Schüler berichten von ihren Erfahrungen im Austauschjahr. Vorher informiert aber die Schule über alle Regeln für die Bewilligung des Urlaubsgesuchs. Anschliessend kann man an den Ständen der Austauschorganisationen ersten Kontakt knüpfen. In Gesprächen mit den für die Wunschdestination Verantwortlichen können schon viele Fragen geklärt werden.

Meine reisebegeisterten Eltern haben mich von Anfang an unterstützt. Entsprechend habe ich offene Türen eingerannt.

Manchmal kommt es anders als man denkt

Eigentlich war ich zu diesem Informationsanlass mit der Überzeugung gegangen, dass mein Austauschjahr in Schottland stattfinden wird. Ich liebe die Landschaften Schottlands und finde auch den Akzent hinreissend. Selbst wenn ich das R immer noch nicht an den Zähnen rollen kann.

Da die Überschrift «Mein Jahr in Irland» lautet, könnt ihr euch vorstellen, dass die Realität mit meinen Wünschen kollidierte. Mein Alter ist der Hinderungsgrund für Schottland.

Für England und damit auch für Schottland muss man 16 Jahre alt sein, damit man länger als 3 Monate von einer Gastfamilie betreut werden darf. Andernfalls müsste die Gastfamilie spezielle Zulassungen haben. Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Vermittlung wurde Schottland aus dem Programm für unter 16-Jährige genommen.

Diese niederschmetternde Information hat mich aber nicht demotiviert. Ganz im Gegenteil, ich habe mich spontan umentschieden: Bye, bye Scotland – Hello Ireland. So kommt es, dass ich zum Schüleraustausch nach Irland gehe.

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Für mich kamen zwei Austauschorganisationen infrage. Preislich nehmen sich die Organisationen unterm Strich nicht viel, auch wenn der Vergleich nicht ganz einfach ist, da man genau schauen muss, was im Preis inbegriffen ist. Bei beiden Organisationen habe ich das noch kostenlose Ersttreffen besucht, wo die Organisation herausfinden will, ob der Kandidat geeignet ist.

Juhu beide Organisationen hätten mich genommen. Das hat es für mich nicht einfacher gemacht. Oh, war die Entscheidung schwer.

Letztendlich habe ich über die eine Organisation in der Schule zu viel negative Erfahrungen gehört. Die Organisation hat auch transparent kommuniziert, dass sie ein Qualitätsproblem hatten. Durch die Konzentration auf weniger Zielländer sollte das Problem inzwischen behoben sein. Aber so ganz behoben schien das Problem dann doch noch nicht zu sein. Obwohl die Leute, mit denen ich zu tun hatte, super sympathisch waren, habe ich mich gegen diese Organisation entschieden.

Ob es die richtige Entscheidung für meinen Schüleraustausch in Irland war? Das werde ich wohl erst am Ende wissen.

Corona macht alles komplizierter

Der einfache Teil war die Beurlaubung von der Schule zu beantragen. Dann ging das Warten los. Durch den Lockdown waren in Irland die Schulen viel früher als sonst geschlossen, was die Suche nach einer Gastfamilie wohl nicht erleichtert hat. Bei uns waren die Schulen auch geschlossen und das Homeschooling hat viel Zeit zum Nachdenken gelassen. Klar fand ich es auch toll, zu lernen, ohne Prüfungsstress.

Regelmässig hat die Austauschorganisation über den Stand in Irland informiert. Aber kein Mensch wusste, wie lange der Lockdown dauert und wie er die Welt, die wir kannten, verändert.

Mitte Mai habe ich dann die Information bekommen, welche Schule man für den Schüleraustausch in Irland für mich ausgesucht hat. Endlich ein positives Zeichen. Ich bin vor Freude durchs Haus getanzt. Ein Meilenstein war damit realisiert. Es ging vorwärts.

Auf der Website macht die Schule einen guten Eindruck. Es gibt sogar ein Video, auf dem sich die Schule vorstellt. Die Farben der Schuluniform sehen auch geschmackvoll aus. Meine Schuluniform werde ich nächste Woche kaufen.

Für mich stand ausser Frage, dass ich ein ganzes Jahr in den Schüleraustausch nach Irland möchte und nicht nur von Januar bis Juni. Schliesslich habe ich mich für ein Jahr beurlauben lassen.

Danach passierte erst einmal eine ganze Weile nichts. Meine Schule war schon so nett, die Frist, bis zu der man endgültig sagen muss, ob man geht oder nicht, bis zum Beginn der Schulferien zu verlängern. Die Erlösung vom Warten kam erst eineinhalb Wochen vor Ablauf der Frist.

Die Partnerorganisation hatte eine Gastfamilie für mich gefunden. Wie schön, ich werde zwei Gastschwestern haben. Die ersten Kontakte mit der Mutter über WhatsApp waren schon sehr vielversprechend. So langsam wird es ernst.

Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage

Dank Corona, musste der Vorbereitungstag in eine Zoomkonferenz umgewandelt werden. Die Welcome Days in Irland wurden ersatzlos gestrichen. Auf der Zoom Konferenz konnten sich die Teilnehmer online kennenlernen. Allerdings stellt sich heraus, dass ich die einzige bei der Organisation bin, die in den Schüleraustausch nach Irland geht. Immerhin gehörte ich zu den Glücklichen, die zum Zeitpunkt der Zoom Konferenz ihre Gastfamilie schon hatte. Andere, die eigentlich nach Australien oder in die USA wollten und sich kurzfristig für England entschieden hatten, warteten immer noch.

Zur Vorbereitung haben wir ein 50 Seiten Handbuch als PDF erhalten. Beim Lesen der Kapitel, in denen wir dafür sensibilisiert wurde, dass andere Länder auch andere Sitten bedeuten, wurde mir schon etwas anders. Klar fährt man nicht in die Fremde, um alles wie zu Hause vorzufinden. Aber zu lesen, dass unsere Ansprüche an Sauberkeit oder gesunde Ernährung eher die Ausnahme als die Regel sind, war schon befremdlich.

Alles hätte so schön sein können. Aber da stand noch das Thema Quarantäne im Raum und irgendwie hatte keiner Ahnung, wie die ablaufen sollte. Also wartete man mit der Flugbuchung auf die Veröffentlichung der angekündigten „Grünen Liste“ von Irland. Reisende aus Ländern, die auf dieser Liste genannt sind, brauchen keine Quarantäne. Während erstaunlicherweise Italien auf der „Grünen Liste“ stand, war die Schweiz nicht drauf.

Nun fiel der irischen Dachorganisation für alle Austauschorganisationen auch schon ein, dass sie ihre allgemeinen Regeln vielleicht noch anpassen sollten. Also wurden alle gebeten, noch keine Flüge zu buchen. Irgendwie war wieder alles offen, obwohl wir ja erst Anfang Juli den Vertrag erhalten hatten.

Was wäre, wenn …

Mein Platz in der alten Klasse ist jetzt schon zwei Mal an Schüler vergeben, die aus ihrem Austauschjahr zurückgekommen sind. Meine beiden Freundinnen haben sich statt für den Schüleraustausch, schlussendlich für die zweisprachige Matur deutsch-französisch entschieden. Sie werden in der 5. Gymiklasse für ein halbes Jahr in der französchisch-sprachigen Schweiz in die Schule gehen und einen Teil der Fächer auf Französisch unterrichtet bekommen. Für mich gibt es kein Zurück mehr und alle Zeichen stehen auf Rot.

Zu allem Überfluss verschiebt sich die Verabschiedung der Regeln auch noch.

Ihr könnt euch vorstellen – das Kopfkino ist kaum noch auszuhalten. Dann die fast erlösende Mitteilung, meine Eltern müssen Zusätze zu den Verträgen unterschreiben. Auch wenn meine Eltern ziemlich sauer sind, denn eigentlich grenzt es an Erpressung, unterschreiben sie zähneknirschend alles und hoffen das Beste. Sehr ärgerlich ist beispielsweise der Passus, dass ich bei einem erneuten Lockdown für die Zeit des Lockdowns nach Hause zurückkehren muss. Die Antwort, wie das im Fall von Homeschooling aussieht, war sehr schwammig. Offensichtlich entscheidet das in Irland jede Schule selbst. Und hier jammern die Leute über den «Kantönligeist».

Ende gut, alles gut

Bevor ich in den Flieger zum Schüleraustausch nach Irland steigen darf, brauche ich noch einen negativen Coronatest. Mein Vater hat auf Geschäftsreisen verzichtet und ich habe meine Freundinnen nicht mehr getroffen, nur aus Angst, es könnte auf den letzten Metern noch etwas schiefgehen.

Der Coronatest selbst war auch eine Erfahrung für sich. Obwohl wir einen negativen Test für den Flug brauchten, durften wir nicht einmal in die Praxis gehen. Eine Ärztin und eine Helferin erschienen in Schutzmontur auf dem Parkplatz und entnahmen die Proben. Leider überprüften sie nicht, wer ich bin. Angemeldet war ich richtig. Meine Ärztin war noch im Urlaub.

So erhalte ich am Freitagmittag die erlösende Mitteilung, dass meine Schwester negativ getestet ist. Die haben mich echt als meine Schwester im Labor angemeldet. Meine Mutter ist fast durchgedreht. So ein Fehler und das am Freitagmittag, wenn der Flug am Samstag geht.

Schlussendlich konnte noch alles richtig gestellt werden. Das Kofferpacken für ein Jahr Abwesenheit während meines Schüleraustauschs in Irland war auch nicht ohne. Am Ende passte alles und ich wurde von Familie und Freunden am Flughafen verabschiedet. Damit beginnt mein Abenteuer.

Da du den ersten Beitrag meines Abenteuers gelesen hast, solltest du zumindest auch den letzten Beitrag «Wieder zu Hause» von meinem Schüleraustausch in Irland lesen, denn da ziehe ich Bilanz.

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