Wanderung zur Rheinquelle

Hast du dich je gefragt, wenn du den Rheinfall bewunderst, wo der Rhein eigentlich entspringt? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, hat doch der Rhein 13 Quellflüsse. In diesem Beitrag nehmen wir dich mit auf eine Wanderung zu einer der Quellen, die den Vorderrhein speisen, dem Tomasee. Im Juni, wenn der Schnee endlich geschmolzen ist und die Wiesen blühen, ist diese Wanderung zur Rheinquelle ein Traum. Du kannst die Wanderung unterhalb des Oberalppasses oder direkt am Leuchtturm des Oberalppasses beginnen.

Was es mit dem Leuchtturm auf sich hat und warum der Rhein eigentlich viel länger ist, erzähle ich dir im Beitrag. Also lass dich inspirieren und mache dir selbst ein Bild.

Das Wasser im Lai da Tuma (Toma See) ist türkis und glitzert in der Sonne und ist eiskalt. Manch einer erfrischt sich auf seiner Rundwanderung zur Rheinquelle hier.
Ein Bad im Tomasee ist nur für ganz abgehärtete Leute, denn das Wasser ist eiskalt

Ein paar interessante Fakten zum Rhein

Beginnen wir mit ein paar interessanten Fakten zum Rhein. Der Tomasee ist eine der Rheinquellen des Vorderrheins. Wo es einen Vorderrhein gibt, gibt es auch einen Hinterrhein. Der entspringt ebenfalls in Graubünden, beim Rheinwaldhorn, dem höchsten Berg der Adula-Alpen. Vorderrhein und Hinterrhein vereinigen sich zum Alpenrhein in Reichenau.

Apropos Vorderrhein. Von Ilanz aus kann man auf dem gletscherblauen Vorderrhein mit Booten (River Rafting) bis nach Reichenau fahren. Dabei kommt man durch die malerische Rheinschlucht, dem Grand Canyon der Schweiz. Wir sind oberhalb der Rheinschlucht vorbeigewandert, aber beim nächsten Mal in der Gegend wollen die Mädchen auf dem Vorderrhein unbedingt mit dem Kanu fahren.

Bei meiner Recherche lese ich überall, dass der Rhein 1.232 km lang ist. Da habe ich mich doch gefragt, wie man das bei so viel Quellen misst und welche Quelle massgebend ist? Die Geografen haben es sich aber einfach gemacht. Beim Rhein wird weder der Vorderrhein noch der Hinterrhein noch der sogenannte Alpenrhein in der Messung berücksichtigt und einfach unter den Tisch fallen gelassen.

Der sogenannte Alpenrhein erreicht nach ca. 200 km den Bodensee. Dieser wiederum unterteilt sich in einen Ober- und einen Untersee. Verbunden sind die beiden durch den reichlich 4 km langen Seerhein. Und erst hier, in der Mitte der alten Konstanzer Rheinbrücke beginnt der Rheinkilometer Null. Eigentlich ist der Rhein also über 200 km länger.

Bei Stein am Rhein verlässt der Rhein dann sichtbar den Bodensee. Von hier bis zur mittleren Brücke in Basel spricht man dann vom Hochrhein. Auf diesem 141 km langen Abschnitt fällt der Fluss in mehreren Etappen von 395 m auf 252 m ab. Der Rheinfall bei Schaffhausen gehört zu den grössten Wasserfällen Europas.

An den Hochrhein schliessen sich Oberrhein, Mittelrhein und Niederrhein an, bis der Rhein in Rotterdam in die Nordsee mündet.

Ein Leuchtturm in den Bergen – kurios?

Die Wanderung zur Rheinquelle, dem Tomasee, beginnt für die meisten am Oberalppass. Der Pass ist die Verbindung zwischen Disentis (Graubünden) und Andermatt (Uri). Der höchste Punkt der 32 km langen Verbindung zwischen beiden Orten befindet sich auf 2.046 m über dem Meer. Und dort steht ein Leuchtturm. Symbolisch schlägt er so eine Brücke von der Rheinquelle zur Rheinmündung.

Der Leuchtturm am Oberalppass hat einen roten Fuss und weissen Ausguck. Hier am Besucher-Center Rheinquelle beginnt die Wanderung. - Rheinquelle Schweiz Wanderung
Der Leuchtturm am Oberalppass ist der einzige in den Alpen

Der Leuchtturm am Oberalppass ist der Nachbau eines Leuchtturmes, der über 70 Jahre lang an der Rheinmündung seinen Dienst versah, bevor er ins maritime Museum in Rotterdam wechselte. Seit 2010 steht nun am Oberalppass der Leuchtturm, welcher sich rühmt, der einzige Leuchtturm in den Alpen zu sein. Allerdings ist dieses Fotomotiv an einem schönen Tag schwer belagert.

Anreise zum Oberalppass

Wer mit dem Auto kommt, hat an einem schönen Tag Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden. Es lohnt sich früh anzukommen. Ist doch der Oberalppass Ausgangspunkt für weitere Wanderungen, wie beispielsweise dem 4 Quellenweg, dessen erster Teil ebenfalls zur Rheinquelle Tomasee führt. Vom Oberalppass geht auch die Seilbahn und der Wanderweg zum Schneehüenerstock ab oder der Senda Sursilvana.

Hinter dem Oberalpsee erhebt sich der Schneehüenerstock mit einem markanten Felsen in sonst eher hügeliger Landschaft. Oben liegen noch Schneereste und bilden einen Kontrast zum Grün der Wiesen. Von hier startet auch die Wanderung zur Rheinquelle, dem Toma See
Oberalpsee und Schneehüenerstock

Auch bei Motorradfahrern ist der Platz beim Leuchtturm ein beliebter Platz für eine Pause. Die Restaurants am Pass sind voll. An Verkaufsständen kann man sich mit Wurst und Käse aus der Region eindecken.

Die Passstrasse wurde übrigens schon 1862/63 gebaut und bis 1952 von Postkutschen befahren. 1923 wurde die Eisenbahnstrecke in Betrieb genommen. Der Glacier-Express, der Zermatt mit St. Moritz verbindet, verkehrt auch über den Oberalppass. Neben dem Zug hat auch der Postbus eine Haltestelle am Oberalppass.

Reist du von Uri aus mit dem Auto an, solltest du eine Pause an der Schöllenenschlucht einlegen und dich von der Geschichte und Geschichten zur Teufelsbrücke überraschen lassen.

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Wer zur Quelle will, …

… muss gegen den Strom schwimmen, in unserem Fall bergauf laufen. Wir sind früh dran an diesem Samstag und finden noch einen Parkplatz unterhalb des Oberalppasses. Dort finden wir auch einen Einstieg in die Wanderung zur Rheinquelle, dem Tomasee.

Das erste Stück der Wanderung zur Rheinquelle führt an einem 45 Grad Hang entlang. Im Hintergrund ragen hohe Berggipfel mit Schnee in den Himmel.
Das erste Stück des Weges zur Rheinquelle verläuft eben am Hang entlang.

Auf dem Weg bewegen sich schon Mengen von Menschen wie eine Ameisenkolonie. Man könnte meinen, die halbe Schweiz hätte sich heute für eine Wanderung zur Rheinquelle entschieden. Wanderer, die am See übernachtet haben, kommen uns schon entgegen. Deshalb unser Tipp: Vermeide das Wochenende, wenn du zum Tomasee laufen willst.

Eigentlich ist die Wanderung zur Rheinquelle eine Rundwanderung, die alternativ beim Leuchtturm am Oberalppass beginnt. Da die Familie allerdings nicht ganz schwindelfrei ist und dies ein wenig tagesformabhängig ist, kehren wir nach einer Pause am Tomasee auf dem gleichen Weg zurück, anstatt weiter zur Badushütte und über den Pazolastock zum Oberalppass zu wandern. Auf diesem Teil der Wanderung sind einige steilere Stücke zu bewältigen.

Die Wanderung zum Tomasee führt durch bunte Wiesen mit blauen Glockenblumen, gelbem Löwenzahn, Seifenkraut und weiteren Blumen.
Bunte Wiese
Auch der Purpurenzian blüht in den Wiesen, die wir auf der Wanderung zur Rheinquelle durchqueren.
Der Purpurenzian blüht in den Wiesen
Die Glocken dieser hellblauen Glockenblume sind unglaublich behaart, weshalb sie auch Bärtige Glockenblume genannt wird. -
Die Glocken sind stark behaart, weshalb sie auch Bärtige Glockenblume genannt wird.

Als störend empfinden wir am Anfang unserer Wanderung zur Rheinquelle den ununterbrochenen Verkehrslärm der Blechlawine, welche sich vom und zum Oberalppass wälzt.

Der Verkehrslärm der beschleunigenden Motorräder beim Überholen in den Serpentinen hallt weit durch die Bergwelt am Oberalppass.
Der Verkehrslärm der beschleunigenden Motorräder beim Überholen in den Serpentinen hallt weit.

Das Motivierende am Weg ist, man sieht immer nur eine Etappe. Zuerst sieht man den Weg am Hang entlang, dann den sanften Aufstieg zu einem Sattel, bevor es dann steiler und felsiger werdend, langsam immer anspruchsvoller wird. Man sieht nie, wie weit das Ziel noch entfernt ist. So kann man immer hoffen, dass die nächste Kurve den Blick auf den Tomasee freigibt.

Beim Blick zurück sieht man die Serpentinen zum Oberalppass, die schroffen Berggipfel dahinter und den Weg, welchen Weg man schon auf der Wanderung zur Rheinquelle zurückgelegt hat.
Beim Blick zurück sieht man, welchen Weg man schon zurückgelegt hat.
Ein weiteres Plateau, auf dem wir kurz die Aussicht auf das Tal und die Serpentinen zum Oberalppass auf unserer Wanderung zum Toma See geniessen.
Ein weiteres Plateau, auf dem wir kurz die Aussicht geniessen

Und plötzlich sieht man den Tomasee malerisch zu Füssen liegend, eingerahmt von Bergen. Wir sind früh genug da, um noch ein schönes Fleckchen direkt am See für eine Pause zu finden.

Der Toma See liegt unergründlich blau-grün eingebettet von Bergen vor uns.
Der malerisch gelegene Toma See

Das Wasser ist eiskalt. Das hält allerdings nicht alle von einem Bad im Tomasee ab. Wir waren nur kurz mit den Füssen im Tomasee, die sich nach kurzer Zeit abgestorben anfühlten. Insofern haben wir es nicht bedauert, keine Badesachen dabei gehabt zu haben. Das Picknick und die Pause an der Rheinquelle haben wir sehr genossen.

Tipps für deine Wanderung zur Rheinquelle

Wir haben diese Wanderung im Juni unternommen. Je nach Jahr können jedoch im Juni noch Schneefelder in den Bergen liegen. Am besten, du wirfst schon bei der Planung mal einen Blick auf die Webcams rund um den Oberalppass.

Egal, wie du zum Tomasee wanderst, solltest du an einem sonnigen Tag neben Sonnencreme auch einen Sonnenhut dabei haben. Wir haben ihn schmerzlich vermisst und uns anderweitig behelfen müssen.

Jörg mit seinem "Taschentuch-Hut" blickt in die Kamera am Toma See
Das Taschentuch wird zum behelfsmässigem Sonnenhut

Ein ausreichendes Picknick empfiehlt es sich auch dabei zu haben. Die Badushütte wird von Juli bis September bewirtschaftet. Wann genau es losgeht, erfährst du auf der Website. Vom Tomasee könntest du auch ein Stück weiter dem 4-Quellen-Weg zur Maighelshütte folgen. Diese wird im Sommer ab Mitte Juni bewirtschaftet.

Damit du früh loskommst, solltest du in der Umgebung des Oberalppasses übernachten. Wir haben uns in Disentis ein gemütliches Chalet gemietet. Falls du direkt am Oberalppass übernachten willst, bietet sich das Berggasthaus Piz Calmot an. Ansonsten wirst du auch in Andermatt fündig.

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Einen letzten Tipp habe ich noch für dich. Am Vorderrhein, also ganz in der Nähe, befindet sich auch der Grand Canyon der Schweiz.

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