Wir kaufen ein gebrauchtes Wohnmobil

Neue Zeiten brauchen andere Lösungen. Wir tragen uns ja schon länger mit dem Gedanken, ein Wohnmobil zu kaufen, um den Traum, die Panamericana zu fahren, zu leben. Bis wir so viel Zeit haben, dauert es aber noch ein wenig. Dennoch haben wir uns in den Zeiten der Pandemie dazu entschieden, den Kauf eines Wohnmobils vorzuverlegen. Es ist sicher nicht das Wohnmobil für Südamerika, aber wir rosten auch nicht und können spontan losfahren. In diesem Beitrag erzähle ich dir von unseren Kriterien für die Auswahl des Wohnmobils und wie es dazu kam, dass wir uns ein gebrauchtes Wohnmobil gekauft haben, obwohl wir schon die Tickets für den Caravan Salon in Bern hatten.

Manchmal kommt es anders …

Seit das Reisen so sehr eingeschränkt ist, durchforsten wir mit einem festen Maximalbudget die einschlägigen Seiten der Händler für gebrauchte Wohnmobile. Aber irgendwie wurden wir da nicht fündig. Also kauften wir uns online die Messetickets für den Suisse Caravan Salon in Bern, mit der Absicht uns dort ein Wohnmobil zu kaufen oder zu bestellen.

Tipp: Die Ausstellungsfahrzeuge werden oft nicht wieder nach Hause gefahren, sondern mit einem Preisabschlag verkauft. Allerdings muss man da sehr schnell sein.

Aber alte Gewohnheiten lässt man nicht und so finde ich reichlich eine Woche vor der Messe beim wöchentlichen Streifzug durch die Wohnmobilverkäufe «unser» Wohnmobil.

Ein gebrauchtes Wohnmobil zu kaufen, hat Vor- und Nachteile. Der Ausbau ist so, wie ihn sich der Vorbesitzer zusammengestellt hat. Wir sind aber ganz zufrieden mit unserem Mercedes Sprinter.
So sieht unser gebraucht gekauftes Wohnmobil aus

Die Kriterien für das Wohnmobil unserer Wahl

Im Vorfeld der Beobachtung des Gebrauchtwagenmarktes für Wohnmobile hatten wir uns viele Gedanken gemacht über unser zukünftiges Wohnmobil. Worauf man beim Wohnmobilkauf, unabhängig davon, ob es neu oder gebraucht ist, achten sollte, dazu gibt es einen eigenen Beitrag, denn das sind ganz schön viele Dinge.

Die erste Frage, die uns beschäftigte, war, wo wir das Wohnmobil abstellen können. Bezahlbare Wohnmobilstellplätze sind nicht so einfach zu finden. Ein Grund für die maximale Länge ist unser Aussenparkplatz vor dem Haus, aber auch bei Fähren sind die 6 m eine magische Preisgrenze. Wendig soll das Wohnmobil sein, die Schweiz hat schliesslich viele Berge. Und obwohl wir beide einen Lkw Führerschein haben, sollte es bis maximal 3,5 t Gewicht zugelassen sein, weil darüber Schwerlastverkehr-Abgaben fällig werden.

Die Frage Automatik oder Schaltgetriebe hatten wir für uns so beantwortet: Dass Automatik zwar nicht zwingend wäre, aber irgendwie doch nett sein könnte. Der Wunsch nach einem 4 x 4 ist nicht mit unserem momentanen Budget in Einklang zu bringen. Also wurde dies gestrichen. Das ist noch nicht das Wohnmobil, mit dem wir die Panamericana fahren wollen.

Und was die Automarke angeht, da hatten wir sicher einen Favoriten, wagten aber nicht davon zu träumen. Es sollte zumindest ein weit verbreitetes Fahrzeug sein, damit man auch überall eine Werkstatt findet.

Eine aufregende Woche

Montagmorgen begebe ich mich wie üblich auf meinen wöchentlichen Streifzug durch die Portale für gebrauchte Wohnmobile und plötzlich habe ich einen neuen Treffer. Ein Domo Reisemobil auf Mercedes Sprinter Basis steht zum Verkauf. Ich lese die Anzeige ein Mal, ein zweites Mal und finde keinen Fehler. Der Preis des Wohnmobils liegt noch im gesetzten Budget. Also schreibe ich sofort Jörg, der mal wieder in Genf weilt. Ich schicke ihm den Link mit den Worten: «Ich glaube, ich habe unser Wohnmobil gefunden.»

In der Anzeige ist aber keine Telefonnummer hinterlegt, sondern nur ein Kontaktformular. Also heisst es ausfüllen und warten. Aber der telefonische Kontakt ergibt dann, dass es bereits weitere Interessenten gibt.

Ich spüre jedoch eine schicksalhafte Verbindung zu diesem Wohnmobil und denke mir, wenn es sein soll, wird es auch unser Wohnmobil. Donnerstagabend wissen wir, dass der erste potenzielle Käufer sich nicht mehr gemeldet hat. So können wir einen Besichtigungstermin abmachen, der abgesagt wird, falls Interessent Nummer 2, der noch vor uns ist, zuschlägt. Das Glück ist mit uns und so machen wir uns aufgeregt Sonntagmorgen auf den Weg.

Wir kaufen ein gebrauchtes Wohnmobil

Da wir nicht so die Mechaniker sind, quetschen wir Freunde und Bekannte aus, damit wir wissen, was wir alles prüfen sollen.

Ein gepflegtes, von der Aufteilung gut durchdachtes Wohnmobil erwartet uns zur Besichtigung. Gebrauchsspuren sieht man vor allem am Esstisch, sonst wirkt es fast wie neu. Die Ausstattung ist grandios. Von einer Solaranlage auf dem Dach, welche zwei Verbraucherbatterien füllt, über einen Fahrradträger, eine Webasto Heizung, die wahlweise über Diesel oder Strom betrieben werden kann bis hin zu technischem Schnickschnack gibt es fast alles. Nur ein Reserverad fehlt uns, denn dort wo es sich normalerweise befindet, ist jetzt die Heizung.

Mit einer Länge von knapp 5,30 m und einer Höhe von 2,75 m passt das Wohnmobil bequem auf unseren Parkplatz.

Auch die Probefahrt ergibt keinen Grund, warum wir das Auto nicht kaufen sollten. Der Sprinter mit seinen 160 PS fährt wie am Schnürchen. Es klappert nichts. Für uns passt es. So kaufen wir eine Woche, nachdem ich die Anzeige gefunden habe, ein gebrauchtes Wohnmobil.

Ein Schneckenhaus auf vier Rädern

Das Innenraumkonzept der Firma Domo ist bis zum letzten i-Tüpfelchen durchdacht. Wenn man bedenkt, dass das Wohnmobil bereits 6 Jahre alt ist, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus.

Unser Bett ist ein Hubbett, unter einem grossen Panoramafenster mit Mückenschutz und Jalousie. Mein Rücken findet das Bett zwar gewöhnungsbedürftig, aber nach 2 bis 3 Tagen fügt er sich in sein Schicksal. Sogar Nachttische mit Vertiefungen für die Wasserflasche und ein Leselicht sind an jeder Seite angebracht. Mithilfe des Esstisches, Sitzbank und Fahrersitz könnte ein weiteres Bett gebaut werden.

Unser gebraucht gekauftes Wohnmobil von hinten aufgenommen. Gut zu sehen ist das Hubbett und das grosse Panoramafenster.
Das Hubbett kann nach Entfernung der Kopfstützen der beiden Fahrersitze weit heruntergelassen werden.

Dusche und Küche teilen sich den Raum, sodass nur eines gleichzeitig im Einsatz sein kann.

Das Bad kann mit wenigen Handgriffen von einem WC mit Waschbecken zum Aufklappen zu einer Dusche ausgebaut werden.

Die Küche besteht aus einem kleinen Kühlschrank, in dem man trotz seiner geringen Grösse doch einiges unterbringt, einem 2-Flammen-Gasherd mit Abwaschbecken, einer Vorratsschublade mit flexibler Innenaufteilung, einem Schwalbennest für Teller und Besteck und einem kleinen Fach für Töpfe neben dem Fach für die Gasflasche.

Blick auf die Küche unseres gebraucht gekauften Wohnmobils. Staufach, Kühlschrank, weiteres Fach, mit herausziehbarer Einkaufstasche.
Blick in die Küche

Es sind viele kleine Details, die das gebraucht gekaufte Wohnmobil so liebenswert machen. Beispielsweise befindet sich unter dem Kühlschrank eine herausziehbare Arbeitsplatte. Im Fach unter dem Kühlschrank findet sich eine heraus fahrbare Einkaufstasche.

Der Durchgang zwischen Wohnraum und Küche ist schmal, also zunehmen dürfen wir nicht, sonst bleibt der Weg in die Küche versperrt, womit sich das Problem von selbst ganz schnell erledigen würde.

Zwischen Bad und Wohnraum haben wir noch unseren Kleiderschrank, der bei längeren Touren aber schnell an seine Grenzen kommt. Minimalismus ist das neue Gebot.

Kochherd und Spüle haben ihre Tücken. Auf den Herd passt nur ein grosser Topf. Für zwei grössere Töpfe ist der Platz zu klein. Den Wasserhahn in der Spüle kann man zwar hochstellen, aber leider nicht ausfahren.

Unser gebraucht gekauftes Wohnmobil hat einen Gasherd mit 2 Flammen und eine Spüle.
Der Kochherd mit Spüle.

Das gebraucht gekaufte Wohnmobil ist Liebe auf den ersten Blick. Einen so bis ins kleinste Detail durchdachten Ausbau haben wir selten gesehen. In der Sitzbank haben wir einen 75 Liter Wassertank, zusätzlich gibt es noch einen 50 Liter Wassertank aussen. Die Tanks kann man getrennt betreiben. Die Heizung kann auch 8 Liter Warmwasser herstellen und die Toilette hat einen eigenen Spülwasservorrat. In der Rückenlehne der Sitzbank kann man die Schlafsachen verstauen und hat Zugriff auf Wasserpumpe etc.

Damit man wirklich auch frei stehen kann, haben wir Solarpanels auf dem Dach und drei Batterien, die sich wahlweise über die Sonne oder während der Fahrt aufladen. Vor neugierigen Blicken sind wir dank getönter Scheiben und Faltrollos geschützt.

Blick auf die Sitzbank des gebraucht gekauften Wohnmobils, mit heruntergelassenem Faltrollo.
Sitzbereich

Wir sind uns sicher, wir wollen dieses Wohnmobil kaufen. Nach Besichtigung dieses Wohnmobils ist die Messlatte für alle anderen Wohnmobile sehr hoch gelegt.

Von einem privaten Verkäufer ein gebrauchtes Wohnmobil kaufen

Nachdem wir uns nach der Besichtigung des Wohnmobils noch sicher sind, dass wir es kaufen wollen, zeigt uns der Verkäufer bei einem Kaffee alle Rechnungen und Wartungs-Quittungen. Wir können uns noch entscheiden, ob wir die Transportkiste und die Vordachlösung (statt Markise) dazu kaufen wollen.

Die Chemie stimmt zwischen uns, so vertraut uns der Verkäufer sein Fahrzeug nach einer kleinen Anzahlung an. Mit seinen Wechselnummernschildern dürfen wir es gleich am Besichtigungstag noch mit nach Hause nehmen.

Zu Hause überweisen wir die restliche Kaufsumme. Ich schreibe dem Versicherungsvertreter, der mir bereits eine Offerte für das Fahrzeug erstellt hat, dass wir das Wohnmobil gekauft haben und ich den Versicherungsnachweis für das Strassenverkehrsamt brauche. Montag früh wird der Versicherungsnachweis übermittelt und wir können das gebraucht gekaufte Wohnmobil auf uns zulassen. Die Nummernschilder des privaten Verkäufers noch einpacken und zurückschicken und damit ist alles erledigt.

Obwohl wir nun ganz spontan ein gebrauchtes Wohnmobil gekauft haben, fahren wir dennoch mit Wohnmobil zum Caravan Salon nach Bern und besorgen uns die notwendigste Campingausstattung. Dass aller Anfang schwer ist, lernen wir dann auf unserem ersten Campingwochenende.

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2 Comments

  1. Hallo von Sachsen in die Schweiz,
    da wir auch begeisterte Womo-Fahrer sind, hat mich ihr Beitrag interessiert. Ich bin begeistert über die kleinsten Details bei diesem durchdachten Ausbau. Super, für 2 Personen gerade richtig. Sehr gute Beschreibung, danke.

    1. Es freut mich, dass unser kleines Womo gefällt. Sobald das Frühjahr kommt, werde ich von Kurztrips mit dem Womo berichten. Im Moment bereite ich Reisen in alle Himmelsrichtungen vor. Mal sehen, was wir dann im Sommer umsetzen können. Grüsse aus dem verregneten Zürich nach Sachsen
      Susan

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