Von Ayutthaya nach Sukhothai – oder von Krokodilen und anderen wilden Tieren

Bild Siam Krokodil - Bueng Boraphet
Siam Krokodil – Bueng Boraphet

Interessantes auf dem Weg

Mittags verlassen wir unser Hotel in Ayutthaya und fahren ins ca. 360 km entfernte Sukhothai. Genauer gesagt werden wir wieder in einem bequemen Bus mit Erfrischungen gefahren. Der nur thailändisch sprechende Fahrer wird von einem Guide begleitet. Dieser spricht dank einem halben Jahr Sprachschule in München sogar hervorragend deutsch. Damit die Fahrt nicht so lang wird, haben wir einige Besichtigungsstopps eingeplant. Wir verabreden, dass wir ohne Unterbrechung zu unserem ersten Ziel, dem Bueng Boraphet fahren.

Auf der Fahrt dorthin erfahren wir im Gespräch viel über das Leben in Thailand. Unser Guide ist mit 69 Jahren bereits im besten Rentenalter, gehört aber einer Generation an, die noch keine Rentenansprüche hat. Diese Generation musste privat für das Rentenalter vorsorgen. Er hat gespart und übernimmt immer noch einzelne Touren durch Thailand, weil es ihm Freude bereitet.

Als riesen Vorteil gegenüber früher erwähnt er die steuerfinanzierte Krankenversicherung. Heute kann sich jeder für 30 Baht im Krankenhaus behandeln lassen, egal ob es sich um eine Herz-Operation handelt oder um Kopfschmerzen. Er erzählt uns, dass früher die Menschen sterben mussten, wenn sie nicht das nötige Geld für die Behandlung hatten. Das ist für unsere Kinder schwer vorstellbar. Die Schattenseite des neuen Systems: Viele gehen jetzt wegen jeder Kleinigkeit ins Krankenhaus, was zu langen Wartezeiten führt.

Unterwegs fahren wir immer wieder an grossflächiger Werbung für neugebaute Häuser mit Preisangaben vorbei. So werden ausserhalb Bangkoks einfache Reihenhäuser ab 3,8 Millionen Bath beworben (z.Zt. ca. 115’000 Sfr). Wir fragen uns, ist das nun viel oder wenig Geld? Unser Guide erklärt uns, dass in Thailand, wie in den meisten anderen Ländern auch, das Einkommen von der Ausbildung und der Erfahrung abhängt. Eine Verkäuferin oder Kellnerin fängt bei ca. 5.000 Baht pro Monat an und kann bis ca. 9.000 Baht verdienen. Jemand der eine Highschool/Universität besucht hat, kann mit einem Einstiegslohn von 15.000 Baht rechnen, hat aber auch entsprechende Studienkredite abzuzahlen. Bei einer Ausbildung zum Piloten oder Arzt können da schnell Kredite in Höhe von 3 Millionen Bath zusammenkommen. Damit ist schnell klar, dass man ein sehr gutes Einkommen haben muss, wenn man nicht sein ganzes Leben für das Dach über dem Kopf arbeiten will.

Das Feuchtgebiet Bueng Boraphet

Die Zeit vergeht unterhaltsam wie im Flug und schon haben wir unser Ziel fast erreicht. Bevor es zum Bootsanleger geht, machen wir einen kurzen Halt an für Ausländer geeigneten Toiletten. Nun steht einer Erkundungsfahrt auf dem riesigen Sumpf- und Seengebiet (224 km2) nichts mehr entgegen. Das Feuchtgebiet ist ein Vogelparadies, zumal die Jagd strikt verboten ist. Das Fischen ist nur in einzelnen Bereichen erlaubt.

Mit einem grossen, flachen Boot, welches lautstark von einem PKW Motor angetrieben wird, fahren wir über den See. Die Vögel sind mehr oder weniger daran gewöhnt und stehen auf kleinen Lehminseln zum Trocknen und Ausruhen.

Bild Vögel auf kleiner Lehminsel im Bueng Boraphet
Warten – Bueng Boraphet
Bild Auffliegender Entenschwarm mit einem Reiher - Bueng Boraphet
Den Enten ist der Lärm nicht geheuer. Der Reiher fliegt gleich mit – Bueng Boraphet
Bild Start eines Kormorans mit Anlauf über dem Wasser
Abheben mit Anlauf – Bueng Boraphet

Auf den grösseren Inseln mit hohen Bäumen ist jeder Ast besetzt.

Bild Baum vollbesetzt mit Vögeln (Kormoran)
Vögel – Bueng Boraphet

Auf dem See wachsen viele Pflanzen. Die ersten Lotusblüten blühen. Hier in diesem Sumpfgebiet sind eigentlich grosse Süsswasser-Krokodile zu Hause, die aber durch die Jagd sehr dezimiert wurden. Anders als ihre australischen Artverwandten, sind die hier lebenden Siam-Krokodile den Menschen gefährlich geworden.

Drei Überraschungen

Im Anschluss an die Rundfahrt steht die erste von 3 Überraschungen an, die der Guide den Mädels in Aussicht gestellt hat. Sie sollen erraten, was es ist. Dabei scheint er sich sehr sicher zu sein, dass sie die Überraschungen nicht erraten, denn er lobt viel Geld aus, für die Lösung des Rätsels.

Wir gehen durch ein kleines Aquarium, aber das Aquarium ist noch nicht die Überraschung. Die Überraschung befindet sich quasi im Hinterzimmer, in der Krokodilaufzuchtstation. Es handelt sich um süsse, kleine Siam-Krokodil-Babies. Für die Mädchen wird ein Baby zum «Knuddeln» herausgeholt. Das Kleine hat schon ordentlich Kraft und ist kaum zu halten. Sicherheitshalber bekommt es einen Schnippsgummi um die Schnauze.

Das Zusammentreffen ist beiden Seiten nicht ganz geheuer. Das kleine Krokodil ruft bellend seine Artgenossen und die Kinder reichen den kleinen Kraftprotz schnell an den Ranger zurück, der uns zeigt, was passiert, sobald er den Gummi entfernt. Der Kleine reisst sein Maul auf und zeigt die Zähne. Könnte er, wie er wollte, würde er sicher versuchen, sofort die Hand zu beissen, die ihn hält.

Bild Siam-Krokodil-Babies - Bueng Boraphet
Siam-Krokodil-Babies – Bueng Boraphet

Kaum haben wir die Aufzuchtstation verlassen, fordert uns der Guide auf, bei einem der Stände unappetitliche Geflügelteile zu kaufen, die in Plastikschüsseln portioniert angeboten werden. Da wir im Teich neben an ein schwimmendes Krokodil sehen, denken wir uns unseren Teil und kaufen Futter für die grösseren Krokodile. Die durchsichtige Plastiktüte, die wir dazu erhalten, können wir als Handschuh benutzen. Das eine oder andere Krokodil ist durchaus erfreut über einen Snack. Wir gehen einmal auf den Brücken über das Wasser, aber dann mahnt unser Guide zur Eile.

Die nächste Überraschung wartet schon. Dazu fahren wir durch ein Gebiet, in dem alle Häuser wie Käfige vergittert sind. Während wir uns noch wundern, halten wir auch schon an. Eine ganze Affenhorde beobachtet unsere Ankunft. Wir dachten im ersten Moment, die Affen wären die Überraschung, aber nein. Die gekauften und geschälten Bananenstücke sind nicht für eine Fütterung der Affen gedacht.

Beide Mädchen bekommen lange harpunenähnliche Stöcke zum Aufspiessen der Bananenstücke und sollen so die Wasserschildkröten des Tempels füttern. Da die Schildkröten uralt werden, glauben die Thais, dass dies auf die Menschen abfärbt, die sie füttern. Bei der Menge Bananen, die auf dem Teller sind, artete diese Fütterung richtig in Arbeit aus. Wir beobachten inzwischen die Affenbande.

Bild Wasserschildkröten warten auf Fütterung mit Bananenstücken
Warten auf die Bananenstücke
Bild Affe klettert über ein Motorrad auf das Haus
Verkehrte Welt – die Menschen hinter Gittern und die Affen sind frei.

Die Affen ziehen hier von Plantage zu Plantage und nehmen alles in Besitz, um nicht zu sagen, sie terrorisieren die Anwohner. Bei den Mönchen wartet auch noch Futter auf sie.

Als der Bananenteller endlich leer ist, können wir weiterfahren. Zurück auf der Hauptstrasse dauert es gar nicht lange und wir halten wieder an. Unser Guide verschwindet in einer Art Imbiss. Während wir warten, schauen wir auf nackte, am Spiess bratende Vögel mit langen Hälsen und befürchten schon Schlimmes. Dann schwingt ein Angestellter auch noch mehrfach ein Beil und schon kommt unser Guide mit Tüten bewaffnet zurück. Glücklicherweise stellt sich das vom Beil Zerteilte als ein Bambusrohr heraus, in dem Bambusreis gegart wurde.

Es ist ein Klebereis, der mit Kokoswasser/-milch und schwarzen Bohnen im Bambusrohr gedämpft wird. Es schmeckt salzig und süss zugleich und macht pappsatt. Obwohl wir uns immer zu zweit eine Portion teilen, schaffen wir es nicht, alles aufzuessen. Dies war die 3. Überraschung unseres Guides. Wir hätten lange raten könne, aber darauf wären wir wirklich nicht gekommen.

Der schönste Buddha in Thailand – Phra Buddha Chinnarat in Phitsanulok

Jetzt fahren wir so schnell als möglich weiter Richtung Zielort, denn es ist schon recht spät geworden. Unterwegs fahren wir durch Orte, in denen das chinesische Neujahrsfest vorbereitet wird. Überall werden riesige Drachen aufgestellt.

Unser Guide unterhält uns inzwischen mit Informationen über den Reisanbau. Die meisten Reisbauern haben das Land nur gepachtet. Es gehört wenigen Grossgrundbesitzern. Die Bauern müssen die Hälfte des Ertrags als Pacht zahlen. Thailänder sind nicht sehr effizient im Reisanbau. Von 1.600 m2 (entspricht einem Rai) ernten sie 700 kg Reis, Vietnamesen dagegen 900 kg.

Er umschreibt uns die Mentalität der benachbarten Völker wie folgt: Sein Vater war Beamter und die Familie lebte im Norden Thailands, wo es noch keine Wasserversorgung im Haus gab. Deshalb bezahlte sein Vater dafür, dass andere das Wasser ins Haus brachten. Fragte er Laoten, so hatten diese meistens genug Geld und lehnten ab. Fragte er Kambodschaner so sagten die manchmal ja und manchmal nein, fragte er Chinesen, sagten die immer ja. Nur die Vietnamesen gingen aus eigenem Antrieb von Haus zu Haus und versuchten Wasser zu verkaufen. Und so scheint es mit dem Fleiss bis zum heutigen Tag zu sein.

Es ist bereits dunkel als wir das nächste Mal anhalten. Wir stoppen am Wat Phra Si Rattana Mahathat Tempel in Phitsanulok. Hier sitzt der schönste Buddha (Phra-Buddha-Chinnarat) Thailands. Unsere Schuhe stellen wir zu den unzähligen anderen Schuhen und begeben uns barfuss in den Tempel, wo ein Mönch gerade dabei ist, eine Litanei vorzulesen.

Bild Phra-Buddha-Chinnarat in Phitsanulok
Phra-Buddha-Chinnarat in Phitsanulok

Da wir immer noch über 70 km von unserem Hotel in Sukhothai entfernt sind, fahren wir bald weiter. Im Hotel treffen wir erst kurz vor 21.00 Uhr ein. Die Rezeption möchte gerade schliessen. Der Fahrer und der Guide wollen nicht übernachten, obwohl auch ein Zimmer für sie reserviert. Beide fahren die lange Strecke zurück, da das Auto am nächsten Tag in Bangkok gebraucht wird.

Wir beziehen unsere Bungalows und gehen ausserhalb des Hotels noch eine Kleinigkeit essen.

Per Fahrrad durch den Historical Park in Sukhothai

Am nächsten Morgen starten wir früh, so lange es noch kühl ist. Wir suchen im hoteleigenen Fahrradfuhrpark vier Räder aus, die einigermassen passen und radeln zum historischen Park, der zum Weltkulturerbe gehört. Innerhalb der ehemaligen Stadtmauern befindet sich der Kernbereich mit vielen Tempeln, Ruinen, Buddha Statuen, Zierteichen und Schattenplätzen.

Die Besichtigung mit Fahrrad macht den Mädchen viel Spass – alles ist besser als laufen. Gekühlt vom Fahrtwind fahren wir von Tempel zu Tempel, stellen die Fahrräder ab und besichtigen in aller Ruhe die Ruinen bevor wir zum nächsten Tempel radeln.

Grosser Buddha im Historical Park, Sukhothai, stehender und sitzender Buddha stehend links, in der Mitte Tempelruine
Grosser stehender Buddha
Buddha Bronze vor glockenförmigen Tempel in Grünanlage
Buddha Bronze
Hinter dem Kanal ragt ein weiterer Tempel in die Höhe
Kanäle und Teiche durchziehen den Historischen Park in Sukhothai
Im Vordergrund ist die mächtige Wurzel einer Würgerfeige zu sehen, im Hintergrund sieht man den Turm eines Tempels.
Ob es sich bei dem Mini-Tempel in der Wurzel der Würgerfeige um eine Opfergabe handelt?

Im Anschluss an die Besichtigung des Kernbereichs fahren wir noch zu einem der Aussenbereiche, aber die Zeit wird knapp. Wir müssen bis 12.00 Uhr das Zimmer im Hotel geräumt haben. So werfen wir nur einen Blick von Ferne auf den alten Königspalast und fahren zurück ins Hotel. Das Gepäck können wir an der Rezeption lassen. Bis zum Transfer zum Flughafen verbringen wir noch nette Stunden lesend und schwimmend am Hotelpool. Abends sind wir wieder in Bangkok.

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