Stein am Rhein im Herbst

Bei strahlendem Sonnenschein machen wir uns an einem Herbsttag auf den Weg, um Stein am Rhein zu besuchen. Doch schon lange bevor wir unser Ziel erreichen, hüllt uns dichter Nebel ein. Ein mystischer Rundgang von der Werd Insel zur Altstadt beginnt. Die Lebensader Rhein zieht uns scheinbar dieses Jahr in den Bann. So waren wir bei einer der Rheinquellen, in der Rheinschlucht, am Rheinfall oder am Bodensee.

Am Nachmittag schaffte es die Sonne dann doch noch für kurze Zeit den Nebel ein wenig aufzulösen. Doch sieh selbst, wie unterschiedlich ein Ort je nach Lichtstimmung wirkt. Wie immer gilt, lass dich inspirieren und mache dir selbst ein Bild.

Spaziergang zur Werd Insel im Nebel

Wir parken als einzige unser Auto am Bahnhof in Stein am Rhein. Der erste Schock wartet nach dem Aussteigen aus dem Auto auf uns, denn im Nebel ist es empfindlich kalt. Hier sind ungefähr 7 Grad weniger als zu Hause beim Losfahren.

Unser Weg führt uns vorbei an der Burg Kirche, deren Turm gerade eingerüstet ist und weiter zum Rhein hinunter. Die Stimmung ist geheimnisvoll. Dennoch sind wir etwas konsterniert, dass man die Häuser auf der anderen Seite im Nebel nicht einmal erahnen kann.

Der Rabe sieht verblüffend echt aus, wie er so im Wind schaukelt, da er jedoch den ganzen Tag dort geschaukelt hat, gehen wir davon aus, dass es sich um eine hervorragende Attrappe handelt.- Stein am Rhein
Der Rabe sieht verblüffend echt aus, wie er so im Wind schaukelt, da er jedoch den ganzen Tag dort geschaukelt hat, gehen wir davon aus, dass es sich um eine hervorragende Attrappe handelt.

Auf dem Weg am Ufer des Rheins folgen wir der Ausschilderung zur Werd Insel. Überall glitzern Spinnennetze mit den gesammelten Wassertropfen.

Diese Eibenhecke auf dem Weg zur Werd Insel ist komplett eingesponnen.
Diese Eibenhecke auf dem Weg zur Werd Insel ist komplett eingesponnen.

Nur wenig Leute sind bei diesem Wetter unterwegs. Auch wenn wir eigentlich mit der Absicht kamen, Sonne zu tanken, finden wir die Nebelstimmung toll.

Schemenhaft kann man die Werd Insel erkennen
Schemenhaft kann man die Werd Insel erkennen
Über den Steg erreicht man die Werd Insel.
Über den Steg erreicht man die Werd Insel.

Die Sicht vom Steg reicht nicht weit. Auf dem Geländer des Stegs sitzen Lachmöwen wie Wegelagerer, die sich nach unten fallen lassen, wenn jemand vorbeiläuft. Im flachen Wasser stehen grosse Fische.

Die letzten Blätter an den Bäumen geben dem Bild willkommene Farbtupfer. - Blick vom Steg der Werd Insel
Die letzten Blätter an den Bäumen geben dem Bild willkommene Farbtupfer.

Die Geschichte der Klosterinsel Werd

Was man im Nebel nicht erkennen kann, die Werd Insel ist eine von drei kleinen Inseln im Ausfluss des Rheins. Der Name Werd wurde von Ward abgeleitet, was so viel wie Flussinsel bedeutete.

Historische Spuren der Werd Insel führen bis zu den Pfahlbauern zurück. Für den Abt Ottmar vom Kloster St. Gallen war die Werd Insel ein Verbannungsort. Im Jahr 759 starb er auf der Insel. Er wurde auf der Insel begraben, später aber rehabilitiert und ein zweites Mal im Kloster begraben.

Auf seiner Grabstelle auf der Werd Insel wurde bereits im 10. Jahrhundert eine Kapelle errichtet, die zur Wallfahrtsstätte wurde. Seit 1957 bewohnen Mönche des Franziskanerordens das Priesterhaus neben der Kapelle.

Priesterhaus und Kapelle, Werd Insel
Priesterhaus und Kapelle, Werd Insel

Die Werd Insel ist ein Ort der Ruhe und inneren Einkehr und gehört auch zum Wasser- und Zugvogelreservat. Besucher können sich mit einem Gedanken oder einem Gebet ins Labyrinth begeben und zur Mitte schreiten und verharren. Anschliessend soll man gestärkt aus dem Labyrinth in den Alltag zurückgehen.

Labyrinthe als Wege zu sich selbst - Das Labyrinth auf der Werd Insel ist eine Nachbildung des Labyrinths der Kathedrale von Chartres.
Labyrinthe als Wege zu sich selbst – Das Labyrinth auf der Werd Insel ist eine Nachbildung des Labyrinths der Kathedrale von Chartres.

Das Labyrinth ist eine Nachbildung des Labyrinths der Kathedrale von Chartres. 12 Kreise führen auf 444 m bis zur Mitte. Die Zahl 12 steht dabei für die 12 Monate, die Apostel oder die Stämme Israels. Die Quersumme von 444 ist wiederum 12 ….

Wir verlassen die Insel wieder. Auf dem Steg sind nun nur wir und die Möwen.

Jetzt flattern die meisten Möven nur kurz auf, um sofort ein Stück hinter der vorbeilaufenden Person wieder zu landen.
Jetzt flattern die meisten Möwen nur kurz auf, um sofort ein Stück hinter der vorbeilaufenden Person wieder zu landen.

Die Altstadt von Stein am Rhein

Anschliessend folgen wir dem Uferweg zurück bis zur Brücke über den Rhein. Jetzt ist der Nebel schon weniger dicht und man erkennt erste Gebäude.

Blick von der Rheinbrücke auf das Kloster Sankt Georgen - Stein am Rhein
Blick von der Rheinbrücke auf das Kloster Sankt Georgen

Dort, wo sich sonst Menschenmassen drängeln, ist jetzt fast niemand unterwegs.

Am Ende der schmalen Gasse steht einsam das berühmte Rathaus von Stein am Rhein.
Am Ende der schmalen Gasse steht einsam das berühmte Rathaus von Stein am Rhein.

Bevor wir zum Rathaus gehen, werfen wir noch einen seitlichen Blick auf das Kloster Sankt Georgen. Dieses Kloster wurde vom Hohentwiel bei Singen im Jahr 1007 hierher verlegt. Besichtigt werden kann es nur von April bis Oktober, aber die Aussenbereiche sind offen.

Innenhof des Klosters St. Georgen, Stein am Rhein
Innenhof des Klosters St. Georgen

Durch das Rheintörlein, einem kleinen Tor in der Ummauerung, gelangt man zum Ufer des Rheins.

Das Rheintörlein ist geöffnet.
Das Rheintörlein ist geöffnet.

Inzwischen ist uns der Nebel in die Glieder gefahren und wir halten in der Altstadt Ausschau nach einem netten Café oder Restaurant, um uns ein wenig aufzuwärmen und vielleicht etwas gegen den kleinen Appetit zu unternehmen. Auch wenn Jörg beim Lesen der Speisekarten einen Bärenhunger bekommt und ihn überall etwas anlacht, ist es Gwendolyn, welche genau den richtigen Ort für uns findet. Eine kleine Crêperie. Im inspirierenden Interieur dürfen wir im ersten Stock des Fachwerkhauses Platz nehmen und unsere leckeren Crêpes geniessen.

Während des Essens hören wir Musik, die von der Strasse kommt. Wir sehen den Strassenmusiker unweit der Crêperie gegenüber von einem Glühweinstand, der weissen Glühwein ausschenkt. So teilen wir uns zu Dritt einen Glühwein und lauschen der Musik. Diese Unbeschwertheit lässt richtig Stimmung aufkommen. Und auch wenn alle auf den Abstand zueinander achten, ist es fast ein wenig wie zu Zeiten, bevor das Virus unser Leben auf den Kopf gestellt hat.

Kurzer Sieg der Sonne über den Nebel

Anschliessend laufen wir weiter Richtung Untertor. In einer Gasse, die zum Rhein führt, sehen wir, dass die Sonne den Nebel zu Dampfschwaden auflöst. Es ist wunderschön und plötzlich füllt sich Stein am Rhein mit Menschen.

Kaum durchdringen die ersten Sonnenstrahlen den Nebel füllen sich die Gassen von Stein am Rhein
Kaum durchdringen die ersten Sonnenstrahlen den Nebel füllen sich die Gassen von Stein am Rhein
Einzigartige Stimmung aus Sonne, Wolken und Nebelfetzen - Stein am Rhein
Einzigartige Stimmung aus Sonne, Wolken und Nebelfetzen

Wir gehen am Ufer des Rheins entlang. Laufen noch einmal zum Kloster und durch das Rheintörli. Jetzt sieht man die Werd Insel aus dem Nebel auftauchen.

Die Werd Insel taucht aus dem Nebel auf, doch dahinter ist der Nebel noch dicht
Die Werd Insel taucht aus dem Nebel auf, doch dahinter ist der Nebel noch dicht

Sogar der Kirchturm leuchtet kurz im Sonnenschein. Allerdings ist er schon wieder in Wolken als wir vom Obertor zurück zur Rheinbrücke laufen.

Wieder am Rathaus angekommen, bewundern wir rundherum die Fassade und amüsieren uns über die damalige Mode.

Vorderseite des Rathauses von Stein am Rhein
Vorderseite des Rathauses von Stein am Rhein

Doch wie kam es zu dieser bunten Bemalung der Häuser von Stein am Rhein? Im 16. und 17. Jahrhundert waren die Bürger von Stein am Rhein dank der günstigen geografischen Lage am Ausfluss des Rheins sehr wohlhabend. Der Status als Marktplatz führte zu regem Handel und die Einnahmen aus dem Brückenzoll sprudelten. Die Wohlhabenden liessen in dieser Zeit ihre Hausfassaden mit Kalktechniken bemalen.

Ab Ende des 19. Jahrhunderts fing die Renovation und Neugestaltung der Fassaden an. Sie dauerte bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Ob nun «Renommiersucht» oder die Förderung des aufkommenden Tourismus eine Rolle spielten, weiss man heute nicht mehr mit Bestimmtheit zu sagen. Heute kann man in Stein am Rhein jedoch Fassadenmalereien aus unterschiedlichen Epochen bewundern. Das Ensemble als Ganzes ist faszinierend.

Fassaden in Stein am Rhein
Fassaden in Stein am Rhein

Die Werd Insel im Sonnenschein

Über die Rheinbrücke laufen wir wieder auf die andere Seite von Stein am Rhein. Wollen wir doch noch einen schnellen Blick auf die Werd Insel im Sonnenlicht werfen.

Hinter Stein am Rhein scheint der Nebel sich nicht aufzulösen.
Hinter Stein am Rhein scheint der Nebel sich nicht aufzulösen.
Licht und Schatten - Blick auf das Kloster St. Georgen, Stein am Rhein
Licht und Schatten – Blick auf das Kloster St. Georgen

Der grösste Unterschied zwischen der Werd Insel im Nebel und im Sonnenschein ist die Weitsicht. Der Blick den man vom Steg der Werd Insel im Sonnenschein hat, ist einfach gigantisch. Das goldene Licht der Sonne lässt die Farben der schon laublosen Bäume zur Geltung kommen. Auch ein paar Lachmöven ruhen wieder auf dem Geländer.

Blick vom Steg auf die Werd Insel auf die Altstadt von Stein am Rhein. Oben auf dem Berg thront die Burg Hohenklingen, die ein Restaurant beherbergt.
Blick vom Steg auf die Werd Insel auf die Altstadt von Stein am Rhein. Oben auf dem Berg thront die Burg Hohenklingen, die ein Restaurant beherbergt.

Jetzt im November sinkt die Sonne aber schnell. Die Wasservögel sammeln sich schon zur Nachtruhe. Ein Schwan hält auch ein kurzes Nickerchen. Einen kurzen Moment bringt die untergehende Sonne die Weide zum Leuchten. Dann ist die Sonne verschwunden und mit ihr die einzigartige Stimmung.

Am Eingang der Bucht sammeln sich die Wasservögel für die Nacht.
Am Eingang der Bucht sammeln sich die Wasservögel für die Nacht.
Selbst beim Nickerchen sieht der Schwan wie ein Kunstwerk aus.
Selbst beim Nickerchen sieht der Schwan wie ein Kunstwerk aus.
Ein letztes Leuchten der Weide, unmittelbar bevor die Sonne verschwindet.
Ein letztes Leuchten der Weide, unmittelbar bevor die Sonne verschwindet.

Heimweg mit Aussicht

Für den Weg nach Hause nehmen wir jetzt einen anderen Weg. Gern würden wir dem Rhein noch ein wenig in Richtung Bodensee folgen. Allerdings fahren wir in so dichten Nebel, dass wir von diesem Vorhaben absehen. Wir wenden und fahren bei Mammern über die erste Hügelkette und dann weiter bis wir die A7 erreichen.

Obstplantage im Nebel
Obstplantage im Nebel

Wir fahren zurück zum Licht. Beim Anblick dieses Bildes fallen uns alle Gruselgeschichten ein, die wir je an Halloween gelesen haben.

Solch eine Stimmung hat man sonst bei Mondschein und nicht mit untergehender Sonne.
Solch eine Stimmung hat man sonst bei Mondschein und nicht mit untergehender Sonne.

Eine weitere Überraschung wartet auf uns als wir die Hügelkette erklommen haben und sich die Silhouette der Alpen vor unserem Blickfeld ausbreitet.

Dieses unglaubliche Panorama begleitet uns bis zur Autobahnauffahrt
Dieses unglaubliche Panorama begleitet uns bis zur Autobahnauffahrt
Mit dem Blick auf die Berge geht ein wunderschöner Ausflug nach Stein am Rhein zu Ende.
Mit dem Blick auf die Berge geht ein wunderschöner Ausflug nach Stein am Rhein zu Ende.

Gut zu wissen

Stein am Rhein ist normalerweise ein Touristenmagnet. In Zeiten von geschlossenen Grenzen, Quarantänebestimmungen etc. kann man Stein am Rhein bei Nebel fast für sich alleine haben.

Tipp: Schaut in die Wetterapp, ob und wie sich das Wetter im Verlauf des Tages ändert.

Die Stadt Stein am Rhein bietet diverse Führungen durch die Stadt an. Dafür muss man sich anmelden. Am besten ihr schaut vor eurem Besuch in Stein am Rhein mal, ob zufällig eine Führung angeboten wird, die euch interessiert.

Ein Besuch des Klosters St. Georgen ist nur von April bis Oktober möglich.

Parkplätze gibt es am Bahnhof und vor den Toren der Stadt. Auch mit dem ÖV erreicht man Stein am Rhein gut.

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