Unterwegs in Misiones – Parque de la Cruz
Auf der Suche nach den Ruinen der alten Jesuiten Missionen
Der Salto Encantado oder Schmetterlinge zum Anfassen
Autofahrt bei Regen
Es regnet heute Morgen unaufhörlich. So müssen wir unsere Taschen im Regen ins Taxi verladen, welches uns zum Flughafen bringt. Am Flughafen wartet ein Mietwagen auf uns. Beim Blick auf den Mietwagen sind wir leicht verzweifelt. Ein sportlicher Ford Eco mit kleinem Kofferraum wartet auf uns. Die Taschen bekommen wir nur ins Auto, indem wir sie teilweise auspacken und die Sachen in den Zwischenräumen verstauen. Im strömendem Regen macht das noch weniger Spass als es so schon machen würde. Die Laune der Mädels passt dann gleich zum Wetter, denn die Rucksäcke müssen in den Fahrgastraum. So beladen, machen wir uns auf den Weg ins 300 km entfernte Obera in der Provinz Misiones.
Von der schönen Landschaft bekommen wir nicht viel mit. Wir sind viel zu beschäftigt damit, nicht zu ertrinken. Die gut ausgebaute Strecke führt immer der Nase nach hoch und runter. An den Hügeln ist die Strasse sogar 2-spurig ausgebaut. Bei diesem Regen verwandeltsich die Strasse in einen Fluss. In den tiefen Spurrillen schiesst das Wasser entlang und am Fusse des Hügels bildet sich jeweils ein grosser See.
Die Intensität des Regens ist sogar noch steigerbar. Unser Ford Eco erweist sich schnell als Säufer und verbraucht bei einer konstanten und vor allem langsamen Geschwindigkeit unglaubliche 10 l. Einen dringend benötigten Entwässerungs- und Bewegungsstopp nutzen wir dann auch gleich zum Tanken. An der Tankstelle gibt es zwar Benzin, aber da durch den Generalstreik der Nachschub unterbrochen wurde, wird es limitiert. Keiner weiss, wann die nächste Lieferung kommt. Mit diesem Wissen beschliessen wir ab sofort öfter zu tanken.
Unsere Lodge liegt ein paar Kilometer vor Obera. Die Zufahrt ist gewöhnungsbedürftig und wäre mit einem 4 x 4 sicher einfacher gewesen. Es geht direkt in den Regenwald, der Topografie folgend, so dass manche Steigung recht ordentlich ist. Hinter den 7 Bergen, bei den 7 Zwergen am Ende des Weges steht dann eine Warsteiner Reklame und Warsteiner Leuchten zieren das Tor. Ganz offensichtlich haben wir unser Ziel erreicht.
Es regnet immer noch. Das deutsche Wort Starkregen trifft es nicht im Ansatz. Das Gepäck müssen wir im strömenden Regen ausladen. Schöne geräuminge Bungalows beherbergen uns für die nächsten Tage. Trotz eingeschalteter Klimaanlage zur Entfeuchtung herrscht eine Luftfeuchtigkeit von 90 %. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig. Laut unserer Gastgeberin ist das Wetter sehr untypisch für diese Jahreszeit, denn normalerweise regnet es nur mal eine Stunde heftig und dann scheint auch wieder die Sonne.
Den Rest des Tages verbringen wir im gemütlichen Esszimmer im Haupthaus, denn dort gibt es WLAN. So surfen wir im Netz, lesen und unterhalten uns mit der Gastgeberin. Ihr Mann ist unterwegs und holt die Tochter vom Flughafen in Iguazu ab. Sie kommen einige Zeit nach uns an.
Unser Gastgeber ist Deutscher und hat ein interessantes Leben mit Stationen in Asien, Südafrika und Spanien hinter sich, bevor er durch einen Zufall dieses Stück Land gekauft hat, auf welchem er Jahre später diese schöne Lodge aufgebaut hat.
Die Möglichkeit in der Lodge zu Abend zu essen, nutzen wir gern und sind nicht böse, dass wir bei diesem Wetter nicht noch einmal losmüssen.
Unterwegs in Misiones – Parque de la Cruz
Die ganze Nacht donnert, blitzt und regnet es. Die Regenmengen haben den Pool über die Ufer treten lassen und den Bach in einen reissenden Fluss verwandelt. Die Brücke über den Fluss wurde flussabwärts getragen und auch der Keller des Haupthauses ist voll Wasser gelaufen, obwohl Pumpen die ganze Nacht im Einsatz waren. Aber am Morgen scheint die Sonne als wäre nie etwas gewesen.
Nach einem genialen Frühstück erkunden wir bei nun strahlendem Sonnenschein die Umgebung. Als erstes halten wir auf dem Weg nach Santa Ana am Parque de la Cruz. Auf einem Hügel steht ein grosser Aussichtsturm in der Form eines Kreuzes. Der Fuss des Kreuzes ist aus Stahlbeton gebaut und enthält neben Ausstellungsräumen, ein Theater und Restaurants, die aber alle geschlossen sind. Insgesamt ist die Konstruktion 82 m hoch. Ein Aufzug fährt nach oben auf den Querbalken des Kreuzes. Von dort hat man eine wunderbare Aussicht auf den Rio Parana, der die Grenze zwischen Argentinien und Paraguay darstellt.


In der Nähe des Kreuzes befindet sich ein Amphitheater und eine Schmetterlingszuchtstation. Diese darf man geführt besuchen. Als einzige Besucher bekommen wir im Rahmen dieser Führung eine Menge erklärt und gezeigt. Es ist eine Führung für alle Sinne. Die Mädchen dürfen sogar ein Schmetterlingsei auf die Hand nehmen. Bei der Übergabe fällt es auf den Boden, nimmt aber keinen Schaden. Dieses Ei sieht aus wie eine kleine Zuckerperle, die wir früher Liebesperlen nannten und hüpft wie ein Gummiball.
Als nächstes werden wir zu einem Schmetterling bei der Eiablage geführt, bevor wir gerade geschlüpfte Raupen zu Gesicht bekommen. Erstaunt reiben wir uns die Augen, als wir im Anschluss diese Raupen kurz vor der Verpuppung sehen. Sofort müssen wir an die kleine Raupe Nimmersatt denken.
Im anschliessend gezeigten Film wird vorgerechnet, wenn man die Gewichtszunahme einer Raupe vom Schlüpfen bis zur Verpuppung auf einen Säugling umrechnen würde, müsste dieser im ersten Lebensjahr auf ein Gewicht von 12.000 kg kommen. Zum Schluss der interessanten Führung gibt es noch eine ungiftige Raupe auf die Hand, was etwas Überwindung kostet. Es kitzelt dann ganz schön, wenn die Raupe sich bewegt.


Nach dieser interessanten Führung begeben wir uns noch auf einen kurzen Rundweg durch den Urwald. Auch hier sehen wir Schmetterlinge und Raupen.
Auf der Suche nach den Ruinen der alten Jesuiten Missionen
Mit diesen schönen Eindrücken verlassen wir den Parque de la Cruz und begeben uns auf die Suche nach den Ruinen von Santa Ana. Sie zu finden ist gar nicht einfach, denn von der RN 12 kommend, sind sie nicht ausgeschildert. So müssen wir mehrfach wenden und nachfragen. Die Suche lohnt sich aber.

Die im Jahr 1633 gegründete Jesuiten Mission, die bis 1767 in Betrieb blieb, wirkt komplett anders als die Ruinen von San Ignacio, da die Ruinen nur teilweise freigelegt wurden und weitgehend von Vegetation bedeckt sind. Der Ort strahlt Ruhe und etwas Verwunschenes aus.


Leider sind die Ruinen von Santa Ana nur mit einem Führer zu besichtigen. Als einzige Gäste erhalten wir eine englisch-sprachige Privatführung. Die Jesuiten lernten die Sprache der Guarani und überzeugten die Häuptlinge, mit ihrem Stamm in die Mission zu ziehen. Sie tolerierten sogar, dass die Häuptlinge mehrere Frauen hatten. Die Pater unterrichteten die Kinder und lehrten die Älteren Steinhäuser zu bauen und Ackerbau und Viehzucht zu betreiben.
Alle Missionen hatten ungefähr den gleichen Grundriss. Rechts und links neben dem Eingang befanden sich die Wohngebäude mit Regenwasserkanälen. Ein grosser Platz, auf dem das Leben stattfand, schliesst sich an. Auf der den Wohnhäusern gegenüberliegenden Seite des Platzes standen die Kirche, die Werkstätten und wurden die Gemüsegärten angelegt.

Wir hätten hier ewig Zeit verbringen und die Details auf uns wirken lassen können, nur der Führer trieb uns immer wieder zur Eile. Trotzdem entdecken wir viele kleine Pflanzen und Insekten. So sehen wir z.B. Tigerameisen (bis zu 4 cm lang) und lustige Käfer. Auch die Schnecken, aus deren Gehäuse früher Kalk gewonnen wurde, leben hier noch. Vor der Damentoilette finden wir eine dicke Kröte, die sich ganz dünn machen kann.


Nach den Ruinen von Santa Ana wollen wir uns noch die Ruinen von San Ignacio ansehen. Auch wenn die Ruinen an der RN 12 überall beworben werden, fehlt dann jedes Hinweisschild, wie man wirklich dahin kommt. Dennoch ist die Mission von San Ignacio sehr viel touristischer und bietet abends sogar eine Show, die auf Leinwänden einen Eindruck des Lebens in der Mission geben soll.
Die erste Show fängt leider erst 19.30 Uhr an, was für uns etwas spät ist, da wir ja anschliessend noch nach Obera zurückfahren und auch etwas essen müssen. Da wir nicht so lange warten können, besichtigen wir die Mission ohne Show. San Ignacio wurde, soweit die Steine gefunden wurden, wiederaufgebaut und wirkt dadurch noch imposanter.




Nach dem langen Tag haben die Mädchen nur noch begrenzt Lust zu laufen. Deshalb verweilen wir nicht all zu lang und machen uns auf den Rückweg nach Obera. Unser durstiges Auto möchte auch schon wieder trinken. Die erste Tankstelle, die wir anfahren, hat leider kein Benzin mehr, an der zweiten Tankstelle steht eine lange Schlange, was immerhin daraufhin deutet, dass es noch Treibstoff gibt. So stellen wir uns auch in die Schlange und üben uns in Geduld, obwohl wir inzwischen sehr hungrig sind.
In der Stadt essen wir noch bevor wir zurück in unsere Lodge fahren. Bei einem Absacker unterhalten wir uns mit unserem Gastgeber über unsere Tageseindrücke. Wir erfahren, dass in Misiones alle möglichen Waren knapp sind und deshalb limitiert werden. Bei der hohen Inflation und der unvorhersehbaren Versorgungslage, ist es erst recht unangenehm, wenn man nicht einkaufen kann, wie man will und sich mit 1 Liter Öl oder 2 kg Mehl begnügen muss. Er erzählt uns, dass sich die Preise für Fleisch und Käse in den ersten vier Monaten des Jahres verdoppelt haben.
Auf die Dieselpreise angesprochen, bestätigt er unseren Eindruck, dass diese in den letzten vier Wochen, seit wir unterwegs sind, immer teurer geworden sind. Wenn der Dieselpreis steigt, wird auch alles andere teurer. Die besten Indikatoren für Preissteigerung sind der Diesel- und der Zementpreis. Wir diskutieren über Politik und Wirtschaft bis es Zeit wird, ins Bett zu gehen.
Der Salto Encantado oder Schmetterlinge zum Anfassen
Beim Aufstehen am nächsten Morgen ist es unglaublich kalt. 5° C in den Tropen fühlt sich an wie im tiefsten Winter. Aber die Sonne scheint und nach dem Frühstück ist es schon deutlich wärmer geworden.
Es fällt uns schwer Abschied von diesem kleinen Paradies zu nehmen, denn bei Sonnenschein gibt es so viel auf dem Gelände zu entdecken. Bevor wir endgültig aufbrechen, verquatschen wir uns noch ein wenig zum Leidwesen unserer Töchter.
Ursprünglich wollten wir auf dem Rückweg den Saltos del Mocona einen Besuch abstatten, aber davon rät uns unser Gastgeber wegen den Niederschlägen der letzten Tage ab. Ein kurzer Anruf bestätigt seine Befürchtungen: Es gibt im Moment keine Bootsfahrt entlang der 3 km langen Fälle. Das Erlebnis dieser Wasserfälle ist vom Wasserstand abhängig. Der Niveau-Unterschied beträgt je nachdem 2 – 12 Meter. Am schönsten sind die Wasserfälle bei niedrigem Wasserstand. Er schlägt stattdessen vor, dem Salto Encantado einen Besuch abzustatten.

Der Wasserfall ist zwar nicht sehr spektakulär, aber die schönen Wege durch den Urwald lohnen einen Besuch auf alle Fälle. Es gibt mehrere Rundwege, die durch den Dschungel führen, um den Wasserfall zu sehen. Vor allem die vielen Schmetterlinge begeistern uns.




Schweren Herzens reissen wir uns los und fahren zurück nach Iguazu. Das Hotel heute verfügt über einen Pool, den die Mädels besuchen, denn inzwischen ist es wieder ordentlich warm. Wir müssen unser Auto noch einmal volltanken und aufräumen. Am nächsten Morgen fahren wir früh zum Flughafen, geben es ab und fliegen nach Buenos Aires.
Die anderen Beiträge zur Reise in Argentinien findet ihr unter den folgenden Links:
Die Beiträge zu den Teilen unserer grossen Südamerika-Reise 2014 in andere Länder findet ihr unter:
Chile
Costa Rica
New York
Hier findest du die Reise- und Besichtigungstipps zu Argentinien.