Unser letzter voller Urlaubstag beginnt mit einem Sonne-Wolken-Mix am Morgen. Beim Frühstück beschliessen wir als erstes zur Laguna de Cuicocha zu fahren. Auf dem Rückweg statten wir der für ihre Lederwaren bekannten Stadt Cotacachi einen kurzen Besuch ab. Am Nachmittag wollen wir unbedingt dem Kondor Park in Otavalo besuchen. Auf dem Rückweg bleibt noch Zeit El Lechero zu betrachten.
Laguna de Cuicocha
Auf dem Weg zur Laguna de Cuicocha fahren wir von Otavalo aus immer der Sonne entgegen. Wir sind die einzigen Touristen weit und breit als wir ankommen. Auch die Verkaufsstände sind noch nicht besetzt.

Die Laguna de Cuicocha ist ein eingebrochener Vulkankrater auf 3.100 m Höhe. Bei einer späteren Eruption des Vulkans Cotacachi entstanden die zwei Inseln im See. Sie sehen aus wie die Rücken zweier Meerschweinchen, was der Lagune den Namen gab.
Rund um den Kratersee, entlang der Kammlinie, führt ein 14 km langer Wanderweg – der Sendero Las Orchideas. Die Familie hat nicht so wirklich Lust zum Wandern, so beschliessen wir spontan wenigstens eine Bootstour auf der Lagune zu machen. Damit das Boot fährt, müssen aber alle 8 Plätze verkauft sein. Ein Blick nach draussen zeigt, dass immer noch keine weiteren Touristen eingetroffen sind. So überlegen wir nicht lange und kaufen alle acht Sitzplätze. Damit können wir sofort zu unserer Bootstour starten.

Der Bootsführer erklärt uns, dass die Wassertemperatur wohl ganzjährig um die 13° C beträgt. Früher gab es auf der Insel eine einfache Übernachtungsmöglichkeit. Er zeigt uns die aufsteigenden Gasblasen im See. Der Vulkan Cotacachi ist immer noch aktiv. Die Bootsfahrt ist lustig bis wir aus dem Windschatten herausfahren. Nun weht eine steife Brise. Insofern sind wir nicht böse als der Bootsführer vorschlägt, die Abkürzung zwischen den Inseln zu nehmen.


Zurück an Land laufen wir wenigstens noch den Pfad zu den verschiedenen Aussichtspunkten und geniessen die Aussicht im Sonnenschein, die Blumen, Vögel und einen Minigeysir.




Cotacachi

Cotacachi liegt 18 km westlich der Laguna de Cuicocha. Das Städtchen ist sichtbar wohlhabend. Im ganzen Stadtgebiet stehen Bronzen. Die Häuser wirken gepflegt. Die Atmosphäre ist sehr entspannt. Wir bummeln die Ile 10 de Agosto, die Hauptgeschäftsstrasse entlang und bewundern die schönen Schuhe, Koffer und Jacken in den Schaufenstern. In einem Eiscafé geniessen wir ein zu süsses Eis. Wir hätten es wissen müssen, aber die Verlockung war zu gross. Anschliessend besuchen wir noch die Marktstände, wo wir ein paar Mitbringsel erwerben.


Die Verkäuferinnen tragen ihren Reichtum sichtbar. Wir staunen über die vielen unterschiedlichen Gesichter. Zwei der Frauen lassen sich stolz vor ihren Ständen fotografieren.


Nach dem Besuch des Ortes können wir verstehen, warum so viele Amerikaner hier Grundstücke erwerben und sich im Ruhestand zurückziehen – unbeschwerte Beschaulichkeit in Mitten grandioser Natur.
Der Kondor Park (Parque Cóndor) von Otavalo
Von Cotacachi fahren wir direkt weiter zum Kondor Park, um uns die Flugvorführung um 16.30 Uhr anzusehen. Um dahin zu gelangen müssen wir ganz Otavalo durchqueren. Anschliessend geht es auf winzigen, sehr steilen Pflastersteinstrassen immer bergauf. Jedes Mal, wenn wir denken, jetzt sind wir falsch, kommt dann doch wieder ein Wegweiser. Kurz bevor wir den Park erreichen, schläft ein Schwein mitten auf der Strasse und denkt gar nicht daran aufzuwachen. So steige ich aus und spreche es an, ich kraule es sogar an Ohr und Bauch, aber es schläft tief und fest weiter. Den Frieden wollten wir nicht hupend stören, also weichen wir auf den Grasrand neben dem Weg aus und lassen das Schwein schlafen.


Kurz danach erreichen wir den Kondor Park. Wir haben noch genügend Zeit für einen Rundgang durch die Anlage und können von Pygmäen Eulen bis zu einer Harpie, die immer im Halbdunkel bleibt sehr exotische Raubvögel beobachten. Die meisten der Tiere wurden verletzt aufgenommen.
Die Teilnehmer der Show werden bereits aus ihren Volieren geholt und sind von Nahem zu bewundern. Vor der eigentlichen Show übt ein Angestellter mit einem majestätischen Adler.


Inzwischen sind Schüler einer internationalen Schule eingetroffen, die angehalten sind spanisch zu sprechen. Insofern haben wir Pech, denn da wir die einzigen anderen Gäste sind, findet die Show ausschliesslich auf Spanisch statt.
Es ist dennoch sehr imposant, die Vögel und ihre Eigenarten zu beobachten. Der Karakara rennt die ganze Zeit wie ein aufgeregtes Huhn herum und ist ewig hungrig auf der Suche nach Futter. Der Weisskopfseeadler, der mit einem gebrochenen Flügel aufgenommen wurde und nur el Gringo genannt wird, weil er aus Nordamerika stammt, nutzt die Flugshow auch manchmal für Mehrtagesausflüge. Sein zielgenauer und pfeilschneller Landeanflug aus grosser Höhe ist unglaublich beeindruckend.

Im Kondor Park leben auch zwei Andenkondore in einer grossen Voliere. Leider kamen die beiden bei der Flugshow nicht zum Einsatz. Wir haben sie im Torres del Paine Nationalpark ein paar Jahre zuvor in freier Wildbahn beobachten können. Ihre unglaubliche Grösse erkennt man aber erst von Nahem.
El Lechero
Auf dem Rückweg vom Kondor Park nach Otavalo nehmen wir noch den Abzweig zu El Lechero. Der berühmte Gummibaum, dem Heilkräfte nachgesagt werden, steht einsam auf einem Hügel. In den Reiseführern wird er als romantischer Picknickplatz beworben, was man leider am Müll auf dem Hügel erkennen kann.



Der Legende nach war der Gummibaum ein junger Mann, der eines Tages das Mädchen eines verfeindeten Stammes traf und wie es in Legenden so ist, verliebten sich beide unsterblich ineinander. Als die Familien davon erfuhren, verboten sie weitere Treffen. So flüchteten die beiden eines nachts gemeinsam vor den sie verfolgenden Familien. Auf dem Hügel hüllte sie schützender Nebel ein und ein Berggeist schützte ihre Liebe mit einem Zauber. Aus ihm machte er einen majestätischen Gummibaum, der von der Spitze des Hügels die Landschaft beherrscht. Aus ihr wurde eine schöne Lagune, mit der das Tal bewässert wird.


Wir umrunden El Lechero einmal und geniessen die Aussicht und fahren anschliessend ins Hotel Posada del Quinde zurück, um zu packen. Im Sonnenuntergang erhaschen wir einen Blick auf den sonst in Wolken gehüllten Vulkan Cayambe.

Am nächsten Morgen werden wir noch den Samstags Markt in Otavalo besuchen und dann am Mittag zurück zum Flughafen nach Quito fahren.
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