Mein Unterricht in Irland

Morgaine mein Unterricht im Transition Year in Irland

Jetzt sind Ferien und wir dürfen wegen des Lockdowns ja nichts wirklich unternehmen, was sehr schade ist. Die Austauschorganisation versucht uns trotzdem – so gut es irgend geht – etwas zu bieten. So haben wir virtuell Museen besucht, spielen Spiele etc. Darüber werde ich noch berichten. Heute erzähle ich euch wie versprochen von meinem Unterricht in Irland und was wir so in den einzelnen Fächern machen.

Wegen Corona wird ja in der Schule auf Lehrbücher verzichtet und mit kopierten Arbeitsblättern wird hier nicht gearbeitet. Die bestellten Laptops sind inzwischen angekommen, aber die Ladestationen fehlen noch.

Die Unterrichtsfächer in meinem Transition Year in Irland

Wie ich schon geschrieben habe, durfte ich mir im Transition Year in Irland leider keine Fächerkombinationen zusammenstellen. Die Schule ist zu klein, so gilt der gleiche Stundenplan für alle. Normalerweise dient das Transition Year in Irland dazu, herauszufinden, was man im Anschluss machen möchte. Wer mit dem Gedanken an eine weiterführende Schule spielt, soll in diesem Jahr herausfinden, auf welche Fächerkombinationen er sich spezialisieren möchte. Wer mit dem Gedanken an eine Lehre spielt, sollte in diesem Jahr eigentlich die Möglichkeit erhalten, in verschiedene Berufe und Betriebe hineinzuschnuppern. Das hätte ich sehr interessant gefunden, aber leider ist mit Corona fast alles, was das Transition Year in Irland ausmacht, gestrichen worden.

Mathematik

Der Unterricht in Mathematik unterteilt sich in Irland in „Mathematical Application“ und „Maths“. Beides haben wir in je drei Einzelstunden. In der angewandten Mathematik machen wir im Unterricht einfache Sachen. Wir lösen lustige Matherätsel oder spielen Countdown. Beim Spiel Countdown wird eine Zahl angezeigt und darunter einzelne Zahlen, mit denen du durch mathematische Operationen versuchen musst, die angezeigte Zahl zu errechnen.

Manchmal spielen wir auch Kahoot. Bei Kahoot-Spielen kann der Lehrer auf bereits vorhandene Quiz-Fragen zurückgreifen oder selbst neue Quiz-Fragen erstellen, die dann jeder an seinem Handy beantwortet. Dazu muss man sich aber einloggen. Ausserdem haben wir Plakate über berühmte Mathematiker gestaltet. Ich durfte ein Plakat über den Schweizer Mathematiker Leonhard Euler gestalten.

In Maths bekommen wir die theoretischen Grundlagen der Mathematik vermittelt. Allerdings habe ich den Vorteil, dass wir die Themen in der Schweiz schon vor 2 Jahren behandelt haben. So muss ich mich nicht auf den Inhalt des Unterrichts konzentrieren und kann den Fokus mehr auf die Sprache legen. Mathematik ist der Unterricht an meiner Schule in Irland, wo wir überhaupt etwas machen.

Science

Im Fach Science, welches wir zwei Stunden pro Woche haben, haben wir bisher darüber geredet, wann Wissenschaft sich als Wissenschaft bezeichnen darf. Wir sprechen über den Klimawandel und was ihn verursacht. Das Fach ist eine Mischung aus Biologie, Physik und Chemie. Science ist nicht vergleichbar mit dem Unterricht der entsprechenden Fächer in der Schweiz.

Computer Studies

Der Unterricht in Computer Studies, immerhin drei Stunden pro Woche, scheitert an der Technik. Da unsere Laptops am Ende des ersten Trimesters immer noch nicht einsatzfähig sind und der mit Laptops ausgestattete Computerraum meist besetzt ist, dürfen wir uns mit unseren Mobiltelefonen beschäftigen. Dass der Computerraum meist besetzt ist, liegt daran, dass der Lehrer vergisst, den Raum rechtzeitig zu reservieren. Computer Studies wird vom gleichen Lehrer wie angewandte Mathematik unterrichtet. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass wir auch in diesen Stunden manchmal Kahoot spielen.

Religious Education

Irland ist ja ein katholisches Land, in welchem die Religion eine wichtigere Rolle im Leben der Menschen spielt. Im irischen Religionsunterricht sprechen wir über den Sinn des Lebens oder über psychische Gesundheit. Wir versuchen herauszufinden, was unsere Talente sind oder, was wir später mal werden wollen. Wir überlegen, welche Probleme dabei auftreten könnten und wie wir die Probleme lösen können.

Pastoral Care

Unter diesem Fach im Stundenplan konnte ich mir anfänglich nichts vorstellen. Es ist vergleichbar mit unserer Klassenstunde. So wird in dieser Stunde Organisatorisches besprochen. Da wir jedoch wegen Corona keine Firmenbesuche unternehmen können und bisher mit der Klasse nur einen Fahrrad-Ausflug nach Dublin und zwei Ausflüge in den St. Anne‘s Park (hier war ich schon ganz am Anfang mit der Austauschorganisation) gemacht haben, gibt es nicht so viel zu besprechen.

In Pastoral Care gestalten wir eine eigene Website mit Wix. Diese Lehrerin schafft es, den Computerraum rechtzeitig zu reservieren. Das Thema für die Website war zwar grundsätzlich frei, aber die Ausstauschschüler müssen zwingend ihre wöchentlichen Reflections über das Transition Year in Irland schreiben. Erwartet wird eine Beschreibung der Dinge, die wir gelernt oder die uns Spass gemacht haben.

Physical Education

Der Unterricht in Sport in Irland unterscheidet sich zum Sportunterricht in der Schweiz. Anfang des Schuljahres wurden wir mit Fitnesstests gequält. Wer jetzt meint, im Sportunterricht würden wir verschiedene Sportarten kennenlernen, der irrt sich. Ja, wir spielen Badminton, haben aber auch eine Menge Theorieunterricht. So lernen wir verschiedene Muskelgruppen kennen. Auch konnten wir zwischen einem Aufsatz und einem Vortrag wählen. Ich habe den Aufsatz gewählt, mit dem Schwerpunkt Muskelgruppen, die bei Badminton gebraucht werden. Während ich diese Zeilen schreibe, fällt mir auf, dass der Lehrer offensichtlich vergessen hat, die Arbeiten einzufordern. Also psst ….

Sprachunterricht

Die irischen Schüler haben 4 Wochenstunden Gälisch Unterricht. Da sie in diesem Fach ein paar Jahre Vorsprung haben, sind die Austauschschüler von diesem Unterricht in Irland befreit. Das heisst, eigentlich würden wir in diesen Stunden Englisch Unterricht erhalten. Nur meist taucht unsere Englisch-Lehrerin nicht auf und wir sind uns ohne Aufträge selbst unterlassen. Da der Unterricht in Englisch nur absolute Grundlagen behandelt hat und nicht auf dem Niveau ist, welches uns das tägliche Leben hier abverlangt, spielt es auch nicht wirklich eine Rolle, ob die Lehrerin kommt oder nicht.

Im Fach Languages wurde für alle Schüler unserer Klasse Anfang des Schuljahres Deutsch unterrichtet. Die Lehrerin war ein absoluter Deutschlandfan und wollte für die deutsche Sprache eine Lanze brechen, indem sie immer betont hat, wie einfach die Sprache ist. Wenn man die Grammatik ausser Acht lässt, kann man das vielleicht so sehen. Zufällig ist es die gleiche Lehrerin, bei der wir den Englisch Unterricht für Austauschschüler hatten. Aber irgendwann ist die Lehrerin auch im Deutsch Unterricht nicht mehr aufgetaucht und plötzlich kam ohne Erklärung eine neue Lehrerin und nun lernen wir Französisch. Juhu.

Da manche unserer irischen Mitschüler noch nie eine Lektion Französisch hatten, fangen wir ganz am Anfang an. Das ist nicht lustig, wenn man nach fünf Jahren Unterricht in Französisch jetzt in Irland die Personalpronomen lernt.

Unterricht in Englisch für alle gibt es auch noch. Dort schauen wir meist Filme oder reden über Gedichte.

Geografie und History

Beide Fächer werden je zwei Stunden unterrichtet. Wobei unterrichtet trifft es nicht ganz. In Geografie haben wir über die Corona Situation in verschiedenen Ländern gesprochen. Ich durfte eine Präsentation über die Corona Situation in der Schweiz machen. Die übrige Zeit dürfen wir während des Unterrichts an den Präsentationen arbeiten.

Und ihr ahnt es sicher schon, in Geschichte mussten wir auch eine Präsentation über einen Ort, eine Person oder ein Ereignis machen. Ich habe mir den Parthenon Tempel ausgesucht. Denn aus meinem Schweizer Geschichtsunterricht wusste ich, dass dieser Tempel eine sehr wechselhafte Geschichte hatte.

Noch ein Wort zu den Präsentationen: Die Präsentationstechnik in Irland unterscheidet sich deutlich von der Schweiz. Meine irischen Mitschüler gestalten Powerpoints, wo der gesprochene Text 1:1 auf der Folie steht. Natürlich bin ich jetzt mal gespannt, wie sich das in den Noten meiner abgegebenen Präsentationen niederschlägt. Ihr lest richtig, die meisten Präsentationen mussten wir abgeben, nicht halten. In der Schweiz dürfen nur stichpunktartig Fakten auf der Folie stehen und präsentieren heisst da auch, sich vor die Klasse zu stellen und zu präsentieren.

Das Thema Noten ist auch so ein Thema. Uns hatte man im Vorfeld gesagt, dass es im Transition Year in Irland keine Noten gibt. Jetzt soll es plötzlich welche geben. Und auf einmal wird Druck gemacht, dass die Präsentationsnote 40 Prozent der Gesamtnote ausmacht? Leider habe ich auch kein Feedback für die gehaltene Präsentation bekommen, insofern habe ich noch nicht einmal den Hauch eines Gefühls bezüglich der Bewertungskriterien.

Home Economics

Pro Woche haben wir 2 Stunden in Home Economics. Dieses Fach würde in etwa dem Fach Hauswirtschaft in der Schweiz entsprechen. Nur, wegen Corona dürfen wir im Unterricht in Irland nicht kochen. So haben wir etwas über Wohltätigkeit und verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen gelernt. Wir haben darüber gesprochen, wie sich Armut auf das Leben der Betroffenen auswirkt. Am Ende des ersten Trimesters haben wir eine Dokumentation über Fast-Fashion geschaut.

Jetzt kann ich förmlich die Fragezeichen in euren Augen sehen. Was ist Fast-Fashion? Also unter Fast-Fashion versteht man ein Geschäftsmodell des Textilhandels, bei dem laufend neue Kollektionen als Massenware in die Geschäfte kommen. Der permanente Sortimentswechsel in Verbindung mit minderer Qualität und damit einer verkürzten Haltbarkeitsdauer soll zu Umsatzsteigerungen führen. Das sich dies nicht mit einem Umweltbewusstsein verträgt, sollte jedem klar sein. Also Augen auf beim Klamottenkauf.

Kunst und Drama

Beide Fächer haben wir als Doppelstunde in der Woche. Ursprünglich sollten wir ein Theaterstück aufführen, was aber wegen Corona in einen Film umgewandelt wurde. Da einige Austauschschüler das Transition Year in Irland bereits im Dezember und Januar verlassen, bekamen diese Schüler keine Rollen und andere dafür mehrere. Ich habe mehrere Nebenrollen mit wenig Text zugeteilt bekommen. Ich spiele einen Bäcker, Metzger und Kerzenmacher und mache blöde Scherze.

Ein Kamerateam (Profis) wurde angeheuert, welches die Kamera mitbringt und uns beim Dreh berät. Sie sollen uns auch erklären, worauf es beim Filmen ankommt, so dass es für die Schüler ohne Rolle nicht langweilig wird. Wann es allerdings losgeht, kommuniziert uns keiner.

Im Kunstunterricht haben wir zu Beginn des Schuljahres den Christkindfiguren ein neues Aussehen gegeben. Bin schon gespannt, wo sie im Schulhaus dann aufgestellt werden. Jetzt gestalten wir Requisiten für unseren Film.

Architektur

Im Fach Architektur lernen wir perspektivisches Zeichnen, was recht interessant ist. Irgendwann wollen wir auch mal einen Stadtrundgang durch Dublin machen. Vor den Ferien wurde der geplante Rundgang leider abgesagt.

Horticulture

Zum Schluss erwähne ich noch kurz den Unterricht in Irland, den ich am wenigsten mag – Horticulture. Draussen im Regen, häufig sogar ohne Jacke herumzustehen und zu schauen, wie man eine Tulpenzwiebel versenkt oder Unkraut auf dem Schulhausareal zu jäten, ist nicht der Hit. Freude am Garten wird so garantiert nicht geweckt.

Fazit meines Unterrichts in Irland

Ihr wundert euch sicher nicht, wenn ich euch sage, dass mancher Ausstauschschüler es schafft bis zu sieben Netflix Folgen unter der Woche in der Schule zu schauen. Wir dürfen ja quasi permanent am Mobiltelefon sein, auch wenn eine Form von Unterricht stattfindet.

Meine Eltern haben mir zwar vorgeschlagen über eine der Sprachlernapps mein Französisch nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen, aber dazu kann ich mich nicht überwinden.

Ich finde es häufig einfach nur langweilig im Unterricht in Irland. Da vergeht die Zeit nicht. Es ist das andere Extrem zum Unterricht in der Schweiz. Erst hier ist mir bewusst geworden, wie wenig Zeit das Gymnasium einem in der Schweiz fürs Leben lässt. Da muss man immer jede Menge Ufzgis (Hausaufgaben) machen, für die nächsten Tests lernen usw. usf. Eigentlich war ich mit musikalischen Pausen sieben Tage die Woche mit Schule befasst.

Dadurch, dass wir hier alle im Umkreis von zwei bis drei Kilometer um die Schule herum wohnen, ist es viel einfacher gewesen, sich zu treffen und zu verabreden. Jetzt mit dem Lockdown und dem zunehmend schlechteren Wetter ist es natürlich schwieriger. Man kann sich eigentlich nur noch zufällig beim Einkaufen treffen. In der Schweiz musste ich erst einmal 40 Minuten in den Zug steigen, um jemanden aus meiner Klasse zu treffen. Bei dem Aufgabenpensum hatte ich dazu häufig keine Lust, zumal ich ja auch noch zwei Instrumente spiele.

Zum Musizieren komme ich hier auch nicht wirklich. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, aber es geht. Dafür laufe ich hier sehr viel. Und das Verwunderlichste ist, ich geniesse es. Ich gehe sogar freiwillig auch bei schlechtem Wetter raus.

Update: Später im Jahr fanden noch zwei interessante Wochen statt: Bridge to College Programm und ich wurde eine Woche zum Debattieren abgeordnet.

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One Comment

  1. Liebe Morgaine – über Deinen Bericht der Unterrichtsfächer habe ich gestaunt. Das sieht ja schon etwas anders aus als in der Schweiz.
    Du hast nun auch Halloween feiern können sozusagen am Ursprungsort. Wie war denn das?
    Mich interessiert noch: wie ist das Essen in der Familie, in der Schule und wie schmeckt es Dir?
    Hast du Deine Kochkünste aus der Schweiz, z. B. Rösti, Älplermagronen, Fondue und Raclette auch mal zeigen können?
    Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und bleib gesund!
    Liebe Grüsse von Ursula

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